Ferkel kommen mit einem nahezu sterilen Darm auf die Welt. Erst im späteren Leben beheimatet der Darmtrakt mehr Mikroben als der gesamte Organismus Zellen besitzt. Die Möglichkeiten zur Abwehr von Krankheitserregern sind für das junge Ferkel eingeschränkt. Der Körper besitzt zwar angeborene Abwehrmechanismen, eine gezielte Bekämpfung von pathogenen Keimen ist aber nicht möglich, weil das neugeborene Ferkel noch keine Antikörper produzieren kann. Für eine funktionierende Immunabwehr ist es deshalb auf die Antikörper aus dem Kolostrum der Sau angewiesen.
Auch der Darm muss wachsen
Die Entwicklung der Verdauungsphysiologie bestimmt die Fütterung. Da bis zum Absetzen weder der Magen ausreichend Salzsäure noch der Darm und die Bauchspeicheldrüse die entsprechenden Verdauungsenzyme produzieren können (s. Darst. 1), ist der Magen-Darm-Trakt sehr junger Ferkel nicht in der Lage, rein pflanzliche Nahrung zu verdauen. Das neugeborene Ferkel ist also von seiner Mutter abhängig – sie liefert die für das Überleben so wichtigen Antikörper, Energie und Nährstoffe mit der hoch verdaulichen Milch ebenso wie die Grundausstattung an Darmmikroben. Auch zum Zeitpunkt des Absetzens sind diese Darmfunktionen in der Regel noch nicht vollständig ausgereift, sodass der Übergang von der Sauenmilch zu fester, überwiegend pflanzlicher Nahrung nur mit der entsprechenden Unterstützung gelingt.
Geeignetes Absetzfutter
Das Absetzen ist daher eine besondere Herausforderung für die Ferkel. In dieser Phase treffen viele Stressoren zusammen: ein noch nicht ausgereiftes Immunsystem, ein unzureichend auf pflanzliche Nahrung eingestellter Darm, Stress durch die Trennung von der Sau, die Zusammenstellung neuer Tiergruppen und ein erhöhter Keimdruck. Das ergibt eine explosive Mischung, die nicht selten die kleinen Ferkel an Durchfall erkranken lässt. Ein geeignetes Absetzfutter kann vorbeugen. Folgendes ist hierbei wichtig:
Hochwertige Proteinquellen wie Molkenpulver, Sojaproteinkonzentrat, Kartoffeleiweiß, Plasmaprotein oder Fischmehl mit einer hohen Löslichkeit ermöglichen eine gute Verdaulichkeit im Dünndarm. Damit gelangt weniger Protein in den Dickdarm, wodurch die Verdauung und das Gleichgewicht der Darmflora stabilisiert werden.
Das Absetzfutter sollte außerdem unlösliche Faserquellen zur Absicherung enthalten, da trotz aller Maßnahmen ein Teil des Proteins unverdaut bleibt. Die unlöslichen Fasern gleichen die ungünstigen Effekte von unverdautem Protein aus. Das reduziert die mikrobielle Fehlbesiedelung und verringert die Durchfallneigung.
Das Saugferkel kann den pH-Wert im Magen fast nur über die mikrobielle Produktion von Milchsäure regulieren. Die Produktion von Salzsäure durch die Magenschleimhaut beginnt beim Absetzen erst langsam (s. Darst. 2). Deshalb sollte der Gehalt an stark puffernden Komponenten wie Rohprotein oder Calcium möglichst reduziert werden.
Der Einsatz von Säuren ermöglicht eine effiziente Absenkung des pH-Werts im Magen. Das stärkt die Magenbarriere und schützt vor oral aufgenommenen Krankheitserregern. Zu berücksichtigen ist ebenso, dass die bereits im Magen beginnende Verdauung von Proteinen nur bei einem niedrigem pH-Wert von 2,5-3,0 ablaufen kann, da Pepsin nur dann aktiv ist.
Das Absetzen, der damit zwangsläufig einhergehende Stress und die veränderte Futterzusammensetzung bringen auch die Darmflora durcheinander. Der Einsatz von Probiotika unterstützt die Darmflora und stärkt die im Darm ansässigen Bakterien bei der Abwehr von pathogenen Keimen. Mit den verschiedenen SCHAUMANN-Wirkstoffen lassen sich die einzelnen Futterkomponenten gut kombinieren und überlegt zusammenstellen (s. Darst. 3).
Ferkelaufzucht
Ist die schwierige Phase rund um das Absetzen erfolgreich gemeistert, folgt mit der Ferkelaufzucht ein ruhigerer Abschnitt. Der Magen-Darm-Trakt mit seinen komplexen Funktionen ist weitestgehend ausgereift, das Immunsystem hat Fahrt aufgenommen und die köpereigene Produktion von Antikörpern ist in vollem Gange (s. Darst. 4). Sicherlich benötigen die Ferkel weiterhin Unterstützung durch verschiedene diätetische Faktoren, um das Gleichgewicht im „Ökosystem Darm“ stabil zu halten. Aber bei der Gestaltung der Futtermischungen können nun auch weniger stark veredelte Komponenten wie herkömmliches Sojaschrot eingesetzt und der Fokus auf das Ausschöpfen des Wachstumspotentials gelegt werden.
Verdauungsphysiologie - Entwicklungsgemäße Fütterung von Ferkeln - Related Articles
NATUPIG für Ferkel – Gesunder Darm, leistungsfähiges Tier
Die Kombination verschiedener SCHAUMANN-Wirkstoffe in den NATUPIG-Mineralfuttern für Ferkel unterstützt die Magen-Darm-Gesundheit von Absetzferkeln effektiv. Die Produkte legen eine optimale Grundlage für Mastschweine oder Zuchttiere.
Große Würfe stellen für die Sauen eine Herausforderung dar. Entsprechende Maßnahmen wie Beifütterung und Wurfausgleich unterstützen die Sauen. Lesen Sie mehr über die einzelnen Maßnahmen und wertvolle Tipps.
Das Absetzen stellt für die Ferkel auf verschiedenen Ebenen eine große Herausforderung dar. Es gilt, die Futteraufnahme der Ferkel zu gewährleisten. Erfahren Sie hier alles über die richtige Fütterung.
Während das Absetzfutter auf maximale Sicherheit und Unterstützung der noch nicht vollständig ausgereiften Verdauung ausgerichtet war, kann der Fokus in der Aufzucht mehr und mehr in Richtung einer hohen Leistung verlagert werden.
Ferkelgesundheit – Ein durchdachtes Hygienekonzept
Immer wieder kommt es bei Ferkeln zu schweren Infektionen mit verschiedenen Erregern. Daher sollte bereits vor dem Einstallen der Sauen in die Abferkelbucht ein Hygienekonzept angesetzt werden, um pathogene Keime konsequent zu reduzieren.